Jetzt zählt Agilität

Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich unsere Arbeitsumgebung – nicht nur in der Immobilienwirtschaft – vom einen auf den anderen Tag komplett verändert. Sämtliche Abläufe, die wir im beruflichen Alltag kennen, müssen sich damit ändern. Der Austausch an der Kaffeemaschine entfällt. Der Jour Fixe am Montagvormittag, an dem gerne auch mal das Wochenende ausgewertet wurde, verlagert sich in digitale Konferenzräume. Sehr viele Deutsche haben sich in das Homeoffice zurückgezogen. Eine Herausforderung für alle.

Wir brauchen krisentaugliche Unternehmenslenker

Corona ist natürlich auch eine Herausforderung für die Unternehmensführung. Ein Thema, das insbesondere in unserer Branche gerne unterschätzt wird. Schließlich ändern sich durch Homeoffice und Remote Working in erster Linie die Kommunikationsstrukturen im Unternehmen. Während man bis vor kurzen noch „einfach mal kurz“ beim Kollegen vorbeigegangen ist, müssen heute E-Mails, Telefonate oder Chats herhalten. Viele Entscheidungen werden nicht mehr spontan zwischen Türrahmen und Schreibtisch, sondern verzögert per digitaler Interaktion getroffen. Das wirkt sich auf die Teams, in denen wir arbeiten, aus. Noch dazu kommt die Unsicherheit, in der wir uns bewegen. Die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie werden an vielen Stellen schon deutlich, in zahlreichen Medienberichten wird von Jobverlusten und Existenzängsten berichtet.

Klare Leitplanken und selbstbewusstes Auftreten

Daraus erwachsen zahlreiche Anforderungen für Chefs. Eine Unternehmensführung in Krisenzeiten muss klare Leitplanken der Zusammenarbeit für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen. Das Thema Vertrauen gewinnt noch stärker an Bedeutung, schließlich müssen sich Führungskräfte darauf verlassen, dass die Arbeit erledigt wird. Die Kontrollmechanismen gehen zurück beziehungsweise sollten sie nicht überstrapaziert werden in einer solchen Situation. Und bei all der Veränderung durch die Krise müssen Routinen beibehalten, Arbeitszeiten beachtet und Erreichbarkeiten respektiert werden. Die Kommunikation aller muss klar und deutlich sein – Körpersprache und Zwischen-den-Zeilen-Lesen funktionieren digital einfach nicht so gut. Chefs müssen noch stärker als sonst Zuversicht, Stringenz und Selbstbewusstsein ausstrahlen, auch wenn sie vielleicht ebenso verunsichert sind wie ihre Belegschaft.

Erfolge feiern, Motivation steigern

Ein sehr relevantes Thema ist die Messbarkeit der Produktivität. Wohl kaum ein Unternehmen, das alle Mitarbeiter ins Homeoffice entsendet hat, wird bereits über entsprechende Vorerfahrungen verfügen. Wir müssen davon ausgehen, dass die Produktivität in einer solchen Krise nachvollziehbarerweise schwankt – und zwar in alle Richtungen. Wie können Chefs also die Effizienz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Remote Working messen beziehungsweise steigern, ohne dabei unnötigen Druck oder sogar Ängste aufzubauen? Hier gibt es zwar mehrere Möglichkeiten, aber leider keine goldene Regel. Motivation ist jedoch immer wichtig. Eine Krise birgt eben auch Chancen. Erfolge einzelner Teams sollten im gesamten Unternehmen gefeiert werden. Unbedingt sollten die Mitarbeiter einbezogen werden, um produktivitätsstiftende Maßnahmen zu entwickeln. Jeder von uns weiß, wie gut es sich anfühlen kann, eigene Ideen zu entwickeln und Wertschätzung zu erleben.

Führungsstrukturen stärken

Ganz wichtig ist die Befähigung der Führungskräfte in der zweiten und dritten Entscheidungsebene. Ihre Rolle wird noch entscheidender. Durch die veränderten Kommunikationsstrukturen funktioniert es nicht, alle Mitarbeiter in gleichem Maße von ganz oben zu motivieren. Führungskräfte können das meist besser, weil sie einen anderen Zugang aufgebaut haben. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden als Geschäftsführer den ganzen Tag Ihre Mitarbeiter im Homeoffice kontaktieren wollen, um sie zu motivieren. Sie würden wahrscheinlich das Gegenteil erreichen. Agilität bedeutet eben auch Vertrauen in die eigenen Führungskräfte und ihre Fähigkeiten. Das war auch schon vor dem Ausbruch der Pandemie so.

Ohne Schmerz kein Wachstum

Natürlich wird diese „Reise in eine neue Arbeitswelt“, die wir nun antreten mussten, nicht ohne Reibungsverluste funktionieren. Schmerz gehört zum Wachstum dazu, auch als Führungskraft. Und doch werden wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen wichtige Erfahrungen sammeln, die wir nach der Pandemie anwenden können. Schließlich wird die Arbeitswelt nach Corona eine andere sein – alleine schon deshalb, weil die Angst der Unternehmen vor dem Homeoffice nicht mehr da ist.